Beitrag vom 14/11/2023

In der Bar oder warum ein guter Auftritt nicht genügt

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Stell dir vor: Du gehst in eine Bar. Wenn du dies schon lange nicht mehr getan hast, versuche dich zu erinnern… Du stehst in der Bar, hast dein Getränk vor dir. Deine Kleidung, deine Frisur, deine Laune – du bist top und voll bei dir. Du lächelst vor dich hin, selbstbewusst. Du beginnst mit den Umstehenden ein Gespräch. Dabei erzählst du, weder überheblich noch pseudo-bescheiden, sondern ehrlich und kompetent, was dich auszeichnet und warum du dich so gut fühlst und so interessant bist. Das kann und wird anziehend wirken und wenn du es geschickt anstellst, wirst du einige Leute kennenlernen, die sich dir gerne zuwenden. Wenn du aber den ganzen Abend fortlaufend weitererzählst, wie gut du bist, was deine Werte, deine Ziele, deine Mission sind, dann wirst du wohl eher früher als später viele der Interessierten verlieren.

Dies gilt auch für Organisationen – sei es im Wettbewerb um Kunden, aber insbesondere um Mitarbeitende. Reden sie nur von sich und ihrer Identität, fehlen die Angebote, wie und warum man sich mit ihnen identifizieren sollte. Sie wirken mit der klar erkennbaren Identität, aber sie bieten keine Heimat, keinen Resonanzraum. Heimat heisst eine in sich stimmige Kultur, die mir ermöglicht mich einzubringen und zu verbinden. Sie ermöglicht Identifikation. Eine stimmige Kultur ist nicht frei von Widersprüchen. Aber sie bietet Verlässlichkeit. Wenn der alte, weis(s?)e Mann immer das letzte Wort haben muss, dann macht das Gerede von Selbstverantwortung keinen Sinn. Und wenn immer «man» was tun sollte, ebenso wenig.

Ich – Bier in der Hand, an die Bar gelehnt: «Erfolg lässt sich kaufen. Wenn dir das reicht – passt. Ich bin der Meinung, dass Arbeit mehr bieten muss – dass ich als Mitarbeitende, wie auch als Unternehmer*in mehr verdiene als Produkt und Geld. Hierfür ist wichtig zu wissen, was du willst und was du brauchst – was das Team, die Organisation braucht und will. Menschen wollen sich identifizieren können. Hierfür muss eine verlässliche Kultur etabliert werden. Trends gehen vorbei, wir bleiben. Eine stimmige Kultur, eine Heimat, bietet Menschen Sicherheit. Sicherheit = bessere Leistung.

Sprich: Menschen kommen, wenn die Unternehmensidentität für sie stimmt. Sie bleiben, weil sie sich identifizieren können, weil die Kultur stimmt, weil sie Heimat finden.»

Für eine stimmige Kultur braucht es #businesstolove.

Was denkst du? Auch ein Bier gefällig?

Illustration: Laura von Känel

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Die Kinder haben recht: Die Liebe ist das Einzige, was zählt, und darum setzen wir unsere Prioritäten nochmals neu: von B-to-B (Business-to-Business) über B-to-C (Business-to-Consumer) zu B-to-L, «Business-to-Love».
François-Henry Bennahmias (CEO Audemars Piguet)