Beitrag vom 19/12/2023

Nettes Arschloch: Der Mensch und seine Bedürfnisse

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Stell dir vor, du bist auf einer Netzwerkplattform, auf der sehr viele Menschen schreiben, wie wichtig es ist, sich selbst zu finden. Achtsam zu sein, Vertrauen zu schenken, den Mitarbeitenden Vorbild und Leader*in zu sein, dass Scheitern wichtig ist, dass Mensch dazu stehen soll: Schliesslich kann man das im nächsten Post als «jetzt-erst-recht» Erfolg verbuchen, weil man daran gewachsen ist. Eine Plattform, auf der Papi Zeit und Mami Karriere vereinbar sind, wenn Mensch es nur genug will. Und so weiter, und so fort… Ich bin auch auf dieser Plattform und erzähle von Schatztruhen, Wertschätzung, Fahnen und Identifikation. Warum? 

Wir wissen heute, dass Mensch darauf angewiesen ist, dass seine Bedürfnisse anerkannt und befriedigt werden. Werden diese nicht adressiert, versucht Mensch die unerfüllten Bedürfnisse zu kompensieren, bezieht Position – und wir haben die Basis für einen Konflikt. Ob dieser ausbricht und zum offenen Streit führt, unterschwellig brodelt und es im Extremfall zur inneren Kündigung kommt, oder ob wir es «nur» mit nicht hundertprozentiger Identifikation und Motivation zu tun bekommen, hängt vor allem davon ab, wie hoch die Bedürfnisse gewichtet, und wie sehr sie verletzt/nicht erfüllt werden. Das ist meist kein durchdachter, bewusster Prozess.

Im Gegenteil: Und die dadurch provozierte Potentialverschwendung in der Geschäftswelt ist sehr gross, ärgerlich und unnötig (ebenso in der politischen und der privaten Welt, aber das sind andere Baustellen). Mein Anliegen ist es Menschen – Führungskräfte, Teams, Organisationen – zu unterstützen, in einer würdigen Umgebung würdige Arbeit leisten zu können. 

Ich, um Worte ringend: «Ja, es braucht mehr Liebe bei der Arbeit. Mehr Anerkennung. Mehr (Selbst-)Verantwortung. Mehr Freiheit. Und es braucht Haltung. Klarheit, Entschiedenheit. Und verwechsle nicht Liebe mit Nettigkeit: Nett ist das Geschwister des kleinen Arschloches.» Sprich: Willst du die Zusammenarbeit in deinem Unternehmen oder deinem Team verbessern? Willst du Konflikte angehen und lösen? Willst du eine Kultur etablieren, in der Menschen gerne arbeiten kommen? #businesstolove.

Illustration: Laura von Känel

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Die Kinder haben recht: Die Liebe ist das Einzige, was zählt, und darum setzen wir unsere Prioritäten nochmals neu: von B-to-B (Business-to-Business) über B-to-C (Business-to-Consumer) zu B-to-L, «Business-to-Love».
François-Henry Bennahmias (CEO Audemars Piguet)