Wenn wir von kultureller Transformation sprechen, dann haben wir es mit einem schwierig zu überlistenden, konservativen Gegner zu tun: der menschlichen Natur. Veränderungen sind nicht so unser Ding. Aktuell in verschiedenen Facetten zu bestaunen. Und wenn wir wissen, wir sollten was ändern, finden wir ganz viele Gründe, warum wir es gerade nicht tun können, andere zuerst mal damit beginnen sollten oder wenn schon, dass es wieder so wird wie früher. Die folgenden Zeilen sollen aufzeigen, warum dem so ist und was wir in unserem Umfeld machen können, um Veränderung zu erleichtern.
Überlebensangst als Antrieb
In der Arbeitswelt meiden wir oft den Dialog über Probleme, Ängste und Wut. Wir wollen positiv bleiben. Aber Angst kann auch eine starke Antriebskraft sein. Wer um sein Überleben fürchtet, handelt und will die Situation ändern. Wer keine Überlebensangst hat, dessen Weltbild funktioniert und passt in die Realität. Es muss nichts verändert werden. Fazit: die meisten Menschen ändern sich nicht, weil sie den Mut zur Veränderung haben, sondern weil sie wissen, dass es so nicht weiter gehen kann.
Lernangst und psychologische Sicherheit
Und doch: Obschon wir wissen, das sich etwas ändern muss, tun wir alles mögliche, damit sich nichts verändert und Alles beim Alten bleibt. Dann überwiegt die Lernangst die Überlebensangst. Lernangst entsteht, wenn wir die Komfortzone verlassen sollen, ohne zu wissen, ob sich das Lernen lohnt. Wenn wir das Neue nicht als Bereicherung sehen, sondern als Verlust von Gewohnheiten, Status oder Zugehörigkeit. Dann neigen wir dazu, im Status quo zu verharren oder beginnen von einer idealisierten Vergangenheit zu träumen in welcher keine Überlebensangst haben müssen.
Den Mut zur Transformation hängt vor allem davon ab, wie sicher ich mich fühle.
Daraus folgt: Die Überlebensangst muss die Lernangst übertreffen, um Veränderungen zu ermöglichen. Doch wir sollten die Überlebensangst nicht verstärken, denn das erhöht auch die Lernangst und den Widerstand gegen echte Veränderung. Stattdessen müssen wir die Lernangst verringern. Dafür ist Sicherheit erforderlich: Scheitern muss erlaubt sein, die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft (oder der Firma) darf nicht in Frage gestellt werden, weil Fehler gemacht werden.
Wenn diese psychologische Sicherheit gewährleistet ist, dann kann eine Transformation erfolgreich sein. In meinem nächsten Blogpost werde ich darüber schreiben, wie man Raum schafft, damit psychologische Sicherheit entstehen kann.
Ich tief Luft holend: In einer sich rasch verändernden Welt muss das Unternehmen Heimat bieten. Nur dann wagen Menschen mutig den Schritt in Transformationsprozesse.