Beitrag vom 16/10/2024

Unternehmensberater*innen – Wir Alleskönner

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Stell dir vor du hast Zahnweh und gehst zum Augenarzt. Du vertraust ihm. Schliesslich hat er dich über die letzten Jahre kompetent begleitet und dir immer Rezepte für deine Sehschwäche ausgestellt, sowie auch einmal bei einer Augenentzündung rasch und wirkungsvoll Linderung und Genesung verschafft. Als du ihm von deinen Zahnschmerzen erzählst, meint er, dass er sich das mal anschauen kann, schliesslich sei er ja Mediziner. Bizarr?

Gang und gäbe in der Unternehmensberatung. Wir können alles. Schliesslich sind wir Beraterinnen.* Zum Beispiel: Unternehmenskultur. Für eine gelingende Transformation ist die Unternehmenskultur der zentrale Faktor. Doch was ist eigentlich Kultur? Was zeichnet sie aus? Ehrlich gesagt, bin ich in meinem Alltag ab und an erschüttert über das was als Wissen herumgereicht wird. Es wird von «guter» Unternehmenskultur im Sinne einer absoluten Messgrösse gesprochen. Oder es werden Führungsinstrumente vermittelt, damit die Kultur verändert werden kann. Es wird von «New Work» gesprochen und «zeitgemässe Kultur» gemeint. Nichts davon finde ich schlecht. Auch nicht alles falsch. Nur eben – ich möchte nicht, dass mir mein Augenarzt im Mund rumstochert. Es gibt keine gute Kultur, es gibt funktionierende Kulturen und solche die es nicht tun. Und ich kann mich in einer funktionierenden Kultur wohlfühlen, sie fordert mich, bringt (oder zwingt) mich zu Bestleistungen… oder nicht. Führungsinstrumente können Führungskräften helfen besser zu führen. Wenn sie sie richtig anwenden können. Und das ist eine kulturelle Frage. Zu oft wird der Führungskraft der neue Hammer übergeben, sie wird in der Anwendung geschult, aber die Wände aus Beton werden nicht durch Holzwände ersetzt. Sprich: wenn mittels Führungsinstrumenten die Kultur verändert werden soll, diese deren Anwendung aber behindert ist ein Scheitern sehr wahrscheinlich. Und New Work ist ein Konzept den heutigen Herausforderungen gerecht zu werden. Und ebenso für alle Organisationen geeignet, wie ein Smartphone als Überlebenshilfe im Dschungel.

Ich erlaube mir in den kommenden Wochen einen rudimentären Überblick zu Unternehmenskultur zu geben. Kurz, oberflächlich, polemisch. Aber hoffentlich auch hilfreich.

Ach so: ich bin Sozialantrophologe. Daher habe ich das Gefühl mich mit Kulturen doch etwas besser auszukennen, als andere Beraterinnen🙂.

Illustration: Laura von Känel

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Die Kinder haben recht: Die Liebe ist das Einzige, was zählt, und darum setzen wir unsere Prioritäten nochmals neu: von B-to-B (Business-to-Business) über B-to-C (Business-to-Consumer) zu B-to-L, «Business-to-Love».
François-Henry Bennahmias (CEO Audemars Piguet)