Um an ein Ziel zu gelangen, hilft es zu wissen von wo aus man startet. Eigentlich selbstverständlich. Nicht so in Fragen der Unternehmenskultur. Sobald das Ziel festgelegt ist, wird der Transformationsprozess eingeleitet. Massnahmen werden festgelegt und Instrumente geschult. Die Kultur muss verändert werden! Dabei käme es auf lange Sicht soviel günstiger vorher zu wissen: was brauchen wir für die Veränderung wirklich? Was muss überhaupt verändert werden? Und auf welche neuralgischen Punkte müssen wir uns konzentrieren? Und – was sollten wir unbedingt behalten! Doch wie vermessen wir Unternehmenskultur?
Welche Kultur müssen wir messen?
Da eine Kultur ein komplexes System ist, kann sie nicht umfassend vermessen werden. Der Aufwand dafür würde die Mittel nie rechtfertigen. Wenn ein Ziel festgelegt ist, fällt es einfacher zu definieren was genau gemessen werden soll. Bei der Zieldefinition muss Klarheit und Einigkeit herrschen. Wir neigen oft dazu, uns zu schnell auf den Weg machen zu wollen, obschon wir eigentlich alle wissen, dass uns dies später einholen wird. Tief durchatmen. Noch einmal die Ziele durchgehen, Fragen klären, Unsicherheiten ansprechen, kritisch nachfragen. Alle Probleme und Unklarheiten, die an diesem Punkt geklärt werden, können nicht grösser werden – weil ungeklärt, werden sie es. Ganz. Bestimmt.
Wenn das Ziel klar ist, lässt sich daraus relativ rasch ableiten, was gemessen werden muss. Ist dies nicht der Fall, ist meist das Ziel (oder die Ziele) noch nicht klar genug. Und es macht einen Unterschied, ob unser Ziel mehr Eigenverantwortung oder keine Hierarchie sein soll.
Eine Unternehmenskultur ist meist über Jahre, oft über Jahrzehnte gewachsen und hat mitgeholfen, dass das Unternehmen erfolgreich war. Es ist nicht nur eine Illusion, sondern auch bedauerlich, diese innerhalb von kürzester Zeit einfach so umkrempeln zu wollen. Sie verdient Achtung und Demut, wenn man sie verändern will.
Wie kann Kultur vermessen werden?
Nochmals zum Klarstellen: Eine Unternehmenskultur kann als Ganzes nicht vermessen werden. Aber es gibt Methoden, um sich ihrer Funktionsweise anzunähern und insbesondere die relevanten Parameter für die Zielerreichung einzugrenzen:
- Definiere was Kultur bedeutet. Ein Möglichkeit habe ich hier vorgestellt. Es gibt Modelle, die Kultur bewerten und entsprechend auch auf einer Entwicklungsskala bestimmen, wo Verbesserungsbedarf besteht. Ich persönlich halte diese Modelle für zu kurzfristig gedacht.
- Eine quantitative Umfrage kann durchaus sinnvoll sein, um erste Einblicke zu bekommen. Aber sie kann nicht die folgenden Schritte ersetzen und ist als Abkürzung sehr gefährlich. Kultur wird durch unausgesprochene Annahmen massgebend beeinflusst. Diese lassen sich durch eine Umfrage meist gar nicht erheben und zudem ist die Gefahr gross, dass aus gewissen Antworten die falschen Schlüsse gezogen werden.
- Führe stattdessen eine teilnehmende Beobachtung durch. Mitgehen, beobachten, an Sitzungen teilnehmen, informelle Gespräche mit Mitarbeitenden führen. Und daraus ableiten, welche unausgesprochenen Annahmen und welche Selbstverständlichkeiten die entsprechende Kultur ausmachen. Immer mit dem Fokus darauf, Ressourcen und Hindernisse für die Erreichung des Zieles zu bestimmen.
- Überprüfe deine Beobachtungen mit qualitativen Interviews mit Gruppen von 4-7 Personen. Die Interviews sind nicht einfach ein Frage-Antwort Spiel. Sie sollen zur Diskussion anregen. Sie dienen dazu das Beobachtete und die daraus gezogenen Schlüsse zu verifizieren.
Ich mich an der Nase reibend: Wir wissen alle, dass wir meist zu schnell ins Machen kommen und dann im Verlaufe der Arbeit korrigieren und ausbessern müssen. Bei Kulturthemen kann das nicht nur teuer, im monetären Sinne, sondern auch im emotionalen und energetischen, werden. Melden Sie sich, wenn Sie neugierig sind und sich zu den sparsamen Typen zählen 😊.
Illustration: Laura von Känel